Mittwoch, 29. März 2017

MMM - Ich habe auch ein Tuuli genäht!

Immer wieder gibt es Schnitte, die eine große Welle machen. In letzter Zeit ist das eindeutig das
Tuuli V-neck Jersey Dress aus der Evolution Theory Kollektion von Named, das von vielen Bloggerinnen genäht und positiv bewertet wurde.

Schon als ich zum ersten Mal die Schnittmuster der Evolution Theory Kollektion - die ich insgesamt für sehr gelungen halte - gesehen habe, ist mir der Schnitt dieses Kleides positiv aufgefallen. Ich bin kein großer Fan von Jerseykleidern, vor allem dann nicht, wenn sie hauteng geschnitten sind. Bei diesem Kleid hat mir die Kombination aus dem eng anliegendem Oberteil und dem weiten Faltenrock sehr gut gefallen. Im Dezember gab es auf Instagram einen Weihnachtskalender von @namedclothing und fast jeden Tag ein oder sogar mehrere Schnittmuster zum günstigeren Preis. Da habe ich richtig zugeschlagen und einiges, unter anderem auch das Tuuli Kleid, erstanden. Mittlerweile besitze ich ganz viele Schnittmuster von Named, genäht habe ich jedoch noch nicht viel davon. Vielleicht würde auch dieses Kleid noch länger auf die Realisierung warten müssen, wenn nicht gerade in den Nähblogs Tuulis wie Pilze nach dem Regen schießen würden. Das eine schöner als das andere. Und da ich einen, wie mir schien, passenden Stoff schon zu Hause liegen hatte, habe ich mir jetzt auch ein Tuuli Kleid genäht.







Den Stoff habe ich schon vor zwei Jahren als Reststück bei Alfatex gekauft. Wie schon erwähnt, ist Jersey nicht mein Lieblingsmaterial, aber in diesem Fall fand ich das Muster und die Farben so schön, dass ich mich verführen lies. Die Qualität des Stoffs finde ich nur mittelmässig, recht dünn und in der Quer- und Längsrichtung stark dehnbar. Vielleicht aber urteile ich falsch, da diese Merkmale eben typisch für Viskosejerseys sind. Nichts­des­to­trotz habe ich damit immer Probleme. Wenn ich Kleidung aus Webstoff nähe, habe ich mittlerweile meine Routine. Ich habe eine Vorstellung, wie weit oder eng anliegend ich das Kleidungsstück haben möchte, ich messe das Schnittmuster an den relevanten Stellen und entscheide mich dementsprechend für eine bestimmet Größe. Bei Jerseys sieht das ganz anders aus. Die Dehnbarkeit, die vom Stoff zu Stoff stark variieren kann, lässt mich bei der Wahl der Größe immer verzweifeln. Und auf die Maßtabelle ist leider nicht immer Verlass, diese Erfahrung hat bestimmt schon jede, die näht gemacht.

Als ich bei dem Tuuli Schnittmuster vor der Wahl der passenden Größe stand, ging es mir nicht anders als sonst. Vergleicht man die Masse in der Größentabelle mit den Massen des fertigen Kleides - unten habe ich eine Zusammenstellung gemacht - sieht man, dass z. B. bei der Gr. 40 die Taille 5,5 cm negativ ease aufweist und die Brust sogar 11,5 cm ( Wie lautet eigentlich die deutsche Bezeichnung für "negativ ease"? Negative Bequemlichkeitszugabe? Oder gibt es dafür einen anderen Begriff? ). Das fand ich recht viel und wählte eine Größe größer, was sich dann als absolut richtig herausgestellt hat. In der Brust hätte ich sogar gerne noch ein bisschen mehr Weite gehabt. Das Palmenmuster ist an dieser Stelle so sehr auseinandergezogen, dass es dort ein wenig heller ist als an anderen Stellen.


Da der Jersey dünn und stretchig ist, habe ich das Kleid mit dehnbarem Futterstoff aus Viskose/Polyester Mischung gefüttert. Ich mag dieses Futter, weil es sehr leicht ist und nur in der Querrichtung dehnbar. Das Kleid wird dadurch nicht wesentlich schwerer und das Futter im Oberteil verhindert, dass der schwerer Faltenrock die Taille nach unten zieht. Im Oberteil habe ich das Futter an die Belege angenäht. Für den Futterrock habe ich den Rock vom Vogue 1351 genommen. Damit das Kleid in der Taille besser sitzt habe ich, wie in der Anleitung empfohlen, einen 5mm schmalen Gummi an die Taillennahtzugabe genäht. Das Oberteil habe ich ein bisschen verlängert, wobei sich später bei der Anprobe herausgestellt hat, dass nur das Vorderteil verlängert werden musste, die Länge des Rückenteils stimmte bei mir.



Ist die richtige Größe gefunden, geht das Nähen schnell vonstatten. Trotzdem werde ich wahrscheinlich in absehbarer Zeit kein weiteres Tuuli nähen. Es gibt einfach viel zu viele andere Schnittmuster, die ich gerne ausprobieren möchte.

Eine großartige Schnittmustersammlung und Inspirationsquelle bietet jedes Mal der wöchentliche MeMadeMittwoch-Treff. Die Gastbloggerin Ina zeigt heute einen schönen Midi Rock und den Schnitt könnte ich eigentlich sofort auf meine Nähliste setzen. Ist klar, dass dann keine Zeit für Schnittmusterwiederholungen bleibt, oder?

Mittwoch, 22. März 2017

MMM in meiner ersten Culotte

Meine letzte MMM Teilnahme liegt schon einige Monate zurück. In den Anfängen meiner Bloggerzeit habe ich die Mittwochsposts spontan geschrieben. Meistens habe ich an dem Tag die Fotos gemacht, den Post geschrieben und mich dann irgendwann in den Abendstunden verlinkt. Seitdem hat sich in meinem Tagesablauf einiges verändert und ich habe nur selten Zeit mich tagsüber mit dem Schreiben eines Posts zu beschäftigen. Jetzt müsste ich die Posts früher vorbereiten, aber das klappt bei mir so gut wie nie. Meistens werde ich dann doch nicht rechtzeitig fertig und die angefangenen Post bleiben lange unveröffentlicht.

Ich bedaure es sehr, dass die Nähtagebuch Funktion, welche unter anderem mein Blog erfüllen sollte, nicht mehr vorhanden ist - ich habe inzwischen viele Kleidungsstücke genäht, die ich nicht im Blog gezeigt habe - aber leider fehlt mir die Idee, wie ich das zeitlich besser managen könnte. Es gibt Blogger, die mittlerweile nur auf Instagram posten. Ich persönlich finde Instagram als zusätzlichen Kanal ganz nett, die #ootd Fotos haben für mich aber eine ganz andere Aussagekraft und sind kein Ersatz für informative Blogposts. Mich würde eure Meinung dazu sehr interessieren.

Nun aber genug der Laberei, denn eigentlich wollte ich euch heute meine erste Culotte zeigen. Nachdem der Trend schon einige Saisons anhält, habe ich mir auch eine genäht :). Der Schnitt kommt aus der La Maison Victor - Ausgabe 1/2016, Hose Milly.



Ich fand den weiten legeren Schnitt ganz schön, aber vielleicht noch schöner fand ich den Jerseystoff mit schwarz-braunen Federprint, aus dem die in der Zeitschrift gezeigte Hose genäht war. Als man den Stoff im Frühjahr letzten Jahres im La Maison Victor Onlineshop zum halben Preis kaufen konnte, habe ich zugeschlagen.



Ein Schnittmuster aus La Maison Victor hat mich noch nie enttäuscht und auch dieses Mal bin äußerst zufrieden. Beim Nähen hatte ich jedoch meine Zweifel. Signifikant für diese Hose ist der tiefsitzende Schritt, der irgendwo Mitte Oberschenkel endet und ich befürchtete, dass das beim Tragen unangenehm seien könnte. Ich nähte die Hose während eines kleinen Nähtreffs im Schwarzwald, den Monika für ein paar Nähfreundinnen organisiert hat. Als ich dort ein wenig skeptisch die halbfertige Hose betrachtete sagte Constanze, die auch schon einiges aus LMV genäht hat, ich müsse dem Schnitt vertrauen. Wie recht sie hatte! Trotzt des tiefen Schritts trägt sich die Hose ganz wunderbar, die Falten fallen ganz schön und wenn man steht, sieht die Culotte tatsächlich wie ein A-förmiger Rock aus.


Wahrscheinlich um den Nähschwierigkeitsgrad niedrig zu halten, sieht der Schnitt keine Taschen vor. Da ich aber Hosen ohne Taschen nicht so gut finde, habe ich der Hose Seitennaht-Taschen spendiert. Sonst habe ich die Hose ohne jegliche Änderungen genäht. Obwohl die meisten LMV sehr populär sind, habe ich im Netzt nicht viele genähte Exemplare der Milly Hose gefunden. Keine Ahnung warum. Ich kann den Schnitt jedenfalls Culotte-Liebhaberinnen wärmstens empfehlen.

Mich freut es sehr, dass uns der MeMadeMittwoch weiterhin erhalten bleibt. Das MMM Team hat das Altbewährte beibehalten, aber gleichzeitig einige Neuerungen Einzug halten lassen, was uns zukünftig viel spannende Mittwoche verspricht. Liebe Teammitglieder, ich danke euch, dass ihr eure Zeit für die Aufrechterhaltung dieser Plattform hergibt. Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich ein Teil dieser Community seien kann und gelegentlich zu dem Mittwochsaustausch etwas beisteuern kann.

Mittwoch, 15. März 2017

Vom Laufsteg in den Kleiderschrank - 2.1 - Gucci Style

Heute startet die 2. Runde des Sew Alongs "Vom Laufsteg in den Kleiderschrank" und auf diese Runde freue ich mich sehr.  Den Frühling kann man schon in der Luft riechen und auch wenn noch nicht jeder Tag schön ist, die Perspektive ist großartig. Vor uns steht - zumindest für mich - der schönste Jahresabschnitt. Die Zeit, wo man sich draußen aufhalten kann ohne gleichzeitig zu frieren.

Frisch wie der Frühling ist auch das, was ich diesmal nähen möchte. Den Kleidern dieser Runde wird Gucci Pate stehen, genauer gesagt die Kollektionen Cruise 2016 und Frühjahr/Sommer 2016.

Ob jemand gedacht hat, welche Gratwanderung die Marke mit dem neuen Kreativdirektor Alessandro Michele erfahren wird? Anfang 2015 ist er an die kreative Spitze des Gucci Unternehmens gekommen und kürzester Zeit war er und das Label in aller Munde. Seitdem, mit jeder neuen Kollektion, löst seine Vision der Mode Staunen und Begeisterung zugleich und das Beste ist, diese verrückte Sachen verkaufen sich so gut, dass sie nicht mal zu den üblichen Saleszeiten reduziert werden (müssen). Seine Entwürfe sind provokativ, amüsant und wunderschön. Dieser schön geschriebene und lesenswerte Artikel beschreibt meiner Meinung sehr treffend die Arbeiten von Alessandro Michele und da ich das nie besser ausdrücken könnte hier ein kurzer Zitat:
"Michele ist ein romantischer Dadaist. Das ist vielleicht der treffendste Ausdruck, wenn man seine eigenen Kollektionsphilosophien liest, die sicherlich auf den einen oder anderen Journalisten verstörend und unverständlich wirken. Aber das ist halt so, wenn ein Mensch mit Tiefgang, umfassender kultureller Bildung, Sammler und Romantiker in einer Branche, die uns meistens Oberflächliches und Einfaches für schlichte Gemüter vorsetzt, am Werk ist. ... Michele verbindet Bereiche wie Porzellan, Interieur, Modegeschichte, Theater und Oper mit dem Zusammenklang von Gedankenwelten der Philosophie. Der Italiener sieht Gucci gesamtheitlich. Obwohl er die Codes der Marke verwendet, kommen die meisten Einflüsse tief aus dem heraus, was ihn als Mensch ausmacht. Jedes Teil ist ein Fest, das eine Geschichte erzählt und Gedanken miteinander verbindet, die gar nichts mit Kleidung zu tun haben. Seine Ausdrucksformen sind Stoffe, Muster, Farben oder Stickereien …"

Verrückte Blumen, fantastische Fauna, umherschweifende Kletterpflanzen, Herbariumprints, asiatische Motive, mehrfarbige Webstreifen... In den zwei Kollektion, aus denen meine Inspirationskleider stammen, prasseln scheinbar wahllos unterschiedlichste Farben und Motive aufeinander um am Ende eine fast magische Welt zu erschaffen in die ich liebend gerne eintauchen würde. Alessandro Michele beschreibt die Frühjar-/Sommerkollektion 2016 auf folgende Weise:
„Die Idee war, etwas zu sehen, das nicht real erscheint. Wie etwas aus der Renaissance oder eine optische Täuschung: Du kannst sein, was du willst, auch wenn es nicht existiert.“

Ich hoffe, dass es mir diesmal gelingt mehr als ein Kleidungsstück zu nähen. Das steht zur Auswahl: (die Fotos der Gucci Kleider stammen direkt aus dem Gucci Online Store, da es sich aber um die Kleider der früheren Kollektionen handelt, sind sie dort nicht mehr verfügbar)

Spitze und dünne Baumwolle: Hüco

Viskose-Crêpe: Maybychufer

Viskose: Maybachufer

etwas dickere Baumwolle: Hüco

Seide (original Gucci): Hüco

Viskose-Crêpe: Hüco

Das ist mit Abstand das Verrückteste, was bis jetzt genäht oder geplant habe zu nähen und objektiv gesehen gar nicht zu meinem Alter und meinem Leben passend. Aber was soll's! Ich will es trotzdem in meinem Schrank haben, egal wie oft ich das anziehen können werde.

Monika, bei der man sich in dieser Runde verlinken kann, verfolgt einen ganz anderen Ansatz. Sie wird ein wunderschönes, einfarbiges Burberry Kleid nähen, und mein zweites, puristisches Ich, hat es sofort ins Herz geschlossen. Ich bin ganz gespannt auf die Teilnehmer und die Projekte in dieser Runde. Hier für euch nochmal alle Termine im Überblick:


Termine 2. Runde:
--------------------------
Mi. 15.03. Inspirationen
Fr. 31.03. Zwischenstandsbericht
So. 30.04. Ab­schluss­prä­sen­ta­ti­on