In Bezug auf Blusen bin ich ein gebranntes Kind. Immer wenn ich eine im Geschäft anprobiert habe, hat sie nicht gepasst. Passte sie gut in den Schultern, fehlte in der Brust einiges. Die, die ich zuknöpfen konnte, sah insgesamt aus, als würde sie aus dem Schrank eines männlichen Familienmitglieds geklaut. Unabhängig von der Größe waren mir die Ärmeln meistens zu lang. Irgendwann, mit all diesen negativen Erfahrungen vorbehaftet, habe ich
angefangen zu glauben, dass mir Blusen einfach nicht stehen. Nicht wunderlich, dass ich kaum Blusen besitze. Ich habe mich zwar von Zeit zur Zeit zu einem Kauf mitreißen lassen, aber getragen wurden sie dann meistens doch nicht.
Ich nähe zwar schon seit einigen Jahren, aber Blusen gehörten aufgrund der Vorgeschichte bis jetzt nicht zu meinem "Repertoire". Es wird Zeit, dass sich das ändert. Diesen Frühling starte ich eine kleine Testreihe:
ein Rock und drei Blusen. Danach wird das endgültige Urteil bezüglich der Blusen, oder blusenähnlicher Oberteile aus Webstoffen, gefällt. Ich bin selbst sehr gespannt.
Die erste Bluse ist mittlerweile fertig und da der Rock noch in der Mache ist, zeige ich sie heute gepaart mit meiner zwischenzeitig heißgeliebten
Woll-Bouclé-Hose. Voilà, das ist sie.
Wenn ich irgendetwas aus der Burda nähe, lese ich die Anleitung nie, wer möchte sich schon freiwillig selbst quälen. Bei schwierigeren Stellen schaue ich manchmal nach, aber die kryptischen Beschreibungen verwirren meistens mehr als sie helfen. Die Vogue Anleitungen sind da ganz anders, ausführlich und verständlich (leider nur englich und französisch). Da findet man sogar den einen oder anderen wertvollen Tipp, den man sich merken und immer wieder anwenden kann. Fairerweise muss man zugeben, dass die Burda Einzelschnittanleitungen auch um einiges besser sind, als die in den Monatsheften.
Laut Anleitung braucht man 51 einzelne Schritte um die Bluse zu nähen. Das ist nicht wenig. Wenn man für jeden Schritt 5 Minuten rechnen würde (vielleicht kann man einiges schneller erledigen, aber es gibt auch Stellen, die sicherlich mehr Zeit benötigen, oder schafft ihr 8 Knopflöcher zu machen und 8 Knöpfe anzunähen in 5 Minuten, ich nicht ) ergibt das 4 Stunden und 15 Minuten reiner Nähzeit. Nicht eingerechnet sind: Stoff und Zutaten besorgen, Schnittmuster finden, richtige Größe finden, Schnittmuster abpausen und ausschneiden, Anproben und Anpassungen, eventuell ein Probemodell.
Man muss schon eine ganze Menge Zeit investieren um eine Bluse (oder ein anderes Kleidungsstück) zu fertigen. Auf der anderen Seite, wenn ich die Zeit zusammenrechnen würde die ich frustriert in den Umkleidekabinen auf der Suche nach der passenden Bluse verbracht habe, ergibt das bestimmt auch ein schönes Sümmchen. Das Selbernähen lohnt also allemal. Und die Freude ist um so größer, wenn das Ergebnis stimmt, die Bluse passt
und gefällt und man vielleicht sogar einige Komplimente zu hören bekommt.
An dem Schnittmuster musste ich nicht viel ändern. Nach einigen
Messungen habe ich mich für die Größe 12 entschieden, also eine Größe
kleiner als die, die ich bei meinen Maßen wählen müsste. Abgesehen davon, dass ich die Brusttaschen ohne Falten genäht
habe, habe ich am Vorder- und Rückenteil nichts geändert. Da ich nicht
die "Standardgröße" habe, ist sie ein bisschen länger geworden als auf den
Originalbildern was durchaus gewollt ist. Die Ärmel habe ich um 2 cm gekürzt. Sie schienen mir
auch viel zu weit zu sein. Wenn man sie genau nach dem Schnittmuster nähen
würde, würden sie deutlich breiter ausfallen als die Vogue Bilder es
suggerieren. Ich finde, dass zu breite Ärmel das Gesamtbild (Proportionen) oft ungünstig beeinflussen, also habe ich sie schmaler genäht. Wie genau ich den Ärmel
geändert habe kann man auf dem Foto unten gut erkennen.
Zu dieser Jahreszeit scheint die Sonne auf meinem Balkon, wenn sie überhaupt scheint, für ca.15 Minuten. Gerade lang genug um einen kleinen Snack in der wärmenden Sonne zu essen. Ich konnte euch diesen kurzen sonnigen Augenblick nicht vorenthalten :)