Montag, 18. Mai 2015

Bloggertreffen in Leipzig, Motto-MMM und mein erstes Wickelkleid

Nähbloggertreffen. 2012 in Berlin war ich zum ersten Mal dabei und ich kann mich noch ganz gut erinnern wie nervös ich damals war. Mein Blog war ziemlich neu, ich kannte keinen und wusste nicht wie es wird. Wie sehr ich auch die anderen um die Kunst des Smalltalks beneide, bin selbst ein typischer Smalltalk-Vermeiderer und fühle mich unter unbekannten Menschen meistens unwohl. Doch meine Neugierde und der Wunsch andere Nähbegeisterte kennenzulernen waren so groß, dass ich mich angemeldet habe und hingegangen bin. Und ich habe es nicht bereut. Es war eine großartige Erfahrung und für mich der Anfang eines großen Abenteuers... Unglaublich wie viel seit dieser Zeit passiert ist. Ich habe einen der begehrten AnNÄHerung Plätze ergattert, und konnte schon zwei Jahre in Folge unvergessliche Nähwochenenden in Bielefelder Jugendherberge verbringen. Ich war im letzten Jahr bei dem wunderbaren Bielefelder Bloggertreffen dabei. Regelmäßig treffe ich mich mit Nähnerds in Berlin. Ich kann selbst kaum glauben, dass ich mittlerweile so viele Personen kenne, die mit großer Leidenschaft für sich Kleidung nähen. Das ist so toll!

Wie habe ich mich gefreut als es endlich feststand, dass ich am 2. Wochenende im Mai Zeit habe und auch in diesem Jahr zum Nähbloggertreffen, diesmal in Leipzig, fahren kann. Längst verspüre ich vor solchen Treffens keine Nervosität mehr, eher eine Vorfreude und positive Anspannung. Und wieder mal kann ich sagen: es war sooooo schön! Die gemeinsame Autofahrt mit lila und gelb, Nahtzugabe und Santa Lucia Patterns. Der Samstagnachmittag in Leipziger Innenstadt und die gemeinsame Übernachtung mit Martina alias MaxLau. Der Samstagabend - ein fröhliches Wiedersehen, ein neugieriges Kennenlernen, ein Abend mit nicht ausgehenden Gesprächsthemen und leckerem Essen. Die kurzweilige Stadtführung am Sonntagvormittag und ein letzter Plausch im Glaskubus des Cafés im Museum der bildenden Künste Leipzig. Was für ein Abschlussambiente! Ein wirklich großes Lob und Dankeschön an die Organisatorinnen. Es war ein rundum perfektes Wochenende!

Zum absolutem Glück hat mir nur eine Sache gefehlt. Ein neues Kleid. Am späten Freitagabend stand endgültig fest - es wird kein neues Kleid geben - und ich war ziemlich enttäuscht. Noch mehr niedergeschlagen wurde ich als ich erkennen musste, dass die Zeit auch nicht reicht um an dem Motto-MeMadeMittwoch teilzunehmen. Das einzig Gute ist, das Kleid ist nicht auf meinem in letzter Zeit signifikant wachsendem UFO-Stapel gelandet, sondern ist fertig geworden und ich freue mich, dass ich es auch so zeitnah zeigen kann.





In letzter Zeit habe ich meine Stoffe neu sortieren und ordnen müssen. Obwohl ich eigentlich fast alle meine Stoffe - und es sind wirklich viele - in meinem Gedächtnis gut gespeichert habe, entfacht solche Tätigkeit neue Lieben und verschiebt die Nähprioritäten. Der Stoff, ein original Stoff aus der Marc Jacobs Resort-Kollektion von 2010, ist vor einigen Jahren auf den englischsprachigen Nähblogs aufgetaucht (zB. hier oder hier und hier sogar schon verarbeitet) und hat sofort auch mein Herz erobert. Wie so oft verschwand er jedoch nach dem Kauf im Inneren eines meiner zahlreichen Kartons mit Stoffen. Als er mir jetzt wieder in die Hände fiel, wollte ich ihn nicht mehr wegpacken.

Nun stellte es sich die Frage nach dem Schnitt. Ich beneide alle, die sich ganz schnell für einen Schnitt entscheiden können. Ich wollte keinen Fehler machen und überlegte lange, wie das Kleid aussehen soll. Fest stand, ich wollte keinen weiten Rock und auch keinen Retro wirkenden Schnitt. Aber auch kein extraelegantes Kleid nur für besondere Anlässe. Das war nicht einfach. Mir fiel das Wickeloptik-Kleid #118 aus der Burda 8/2014 ins Auge. Ein interessanter, asymmetrischer Schnitt. Aber ich fragte mich ob das genähte Kleid gut liegen wird und die Falten schön fallen werden. Auf der russischen Burda-Seite gab es nur eine genähte Version und auch sonst konnte ich im Netz nichts finden. Aus altem Bettlacken nähte ich ein Probemodell. Die Passform war gut. Trotzdem habe ich den Stoff mit großen Bauchschmerzen angeschnitten.

Das Schnittmuster hat Burda als "Masterpiece" gekennzeichnet und es war wirklich nicht ganz einfach zu nähen. Durch die asymmetrische Naht vorne gibt es viele Schnittteile und einige werden nicht im geraden Fadenlauf zugeschnitten. Der Zuschnitt der flutschigen Seide hat mich viel Zeit gekostet. Das Nähen auch, obwohl meine Nähmaschine mit dem feinem Stoff keine Probleme hatte. Bis zur ersten Anprobe war ich nicht sicher, ob mir das Kleid überhaupt gefallen wird. Ein dünner Seidenstoff fällt doch ganz anders als Baumwollbettwäsche. Man war ich froh, als alles ich merkte, dass alles gut aussieht.


Fazit: Es ist ein schöner Schnitt, wenn auch ziemlich aufwendig zu nähen. Das Kleid ist gefüttert, das sieht schon auch die Burda-Version vor. Die Passform ist gut, dennoch musste ich an einigen Stellen kleine Änderungen vornehmen: die Abnäher leicht verlegen, den Rücken enger machen, das ganze Kleid deutlich kürzen und das Wichtigste - und das wäre vielleicht die einzige richtige Schnittmusterschwäche - die Überrockbahn an der Seitennaht nach unten verschmälern, da sie sonst nicht schön an der vorderen Rockbahn lag. Dann habe ich noch einige Änderungen durchgeführt, die nicht mit der Passform zusammenhingen: den Reißverschluss nach dem Marc Jacobs Kleid Vorbild eingefasst und die Ausschnittblenden anders genäht. Im Original sollten sie in Falten gelegt werden, ich habe einfach einen festeren Baumwollstoff genommen. Ich finde, zusammen mir den kleinen Ärmelchen - auch eine Änderung von mir - gibt das dem Kleid einen leichten Kimono Touch. Wie sich letztendlich das Pseudo-Wickelkleid beim Tragen verhalten wird kann ich noch nicht sagen, da ich es bis jetzt nur zum Fotografieren anhatte. Der erste Eindruck ist aber ziemlich gut.