Mittwoch, 31. Dezember 2014

Winterspaziergang im Ersatzweihnachtskleid

Leider hat die Zeit nicht für das Fertigstellen des geplanten Weihnachtskleides gereicht. Über die Schwierigkeiten habe ich schon im letztem WKSA-Post geschrieben. Mir fehlte der passende Stoff zum Unterlegen der Spitze und auch die Idee wie ich die Spitzenkante an das Kleid annähen soll. Die verfügbare Nähzeit war äußerst knapp und pfuschen wollte ich nicht, also habe ich beschlossen das Kleid nach Weihnachten in Ruhe zu Ende zu nähen. Umsonst war die Teilnahme an dem Sewalong aber überhaupt nicht und ich möchte mich sehr bei Dodo und Frau Kirsche für die Organisation des Weihnachtskleid Sew Along bedanken. Ich habe viel Zuspruch und viele wertvollen Tipps bekommen. Besonders eure letzten Kommentare haben mir sehr geholfen. Die Idee die Spitze mit Seidenorganza zu unterlegen fand ich sehr gut und inzwischen habe ich schon den passenden Organza gefunden. Hüco, mein Berliner Lieblingsstoffladen hat mich auch diesmal nicht im Stich gelassen.

Insgeheim habe ich gehofft, dass das Kleid für Silvester fertig sein wird, aber der Weihnachtsbesuch ist erst am Sonntag abgereist und am Montag ist das Wetter so schön geworden, dass ich keine Lust hatte mich an die Nähmaschine zu setzten. Stattdessen habe ich einen schönen Spaziergang durch das schneebedeckte Hansaviertel gemacht und einige Fotos von meinem Ersatzweihnachtskleid gemacht.






Das schlussendliche Aussehen dieses Kleides ist eine Aneinanderreihung von Zufällen. Ich wollte mir ein bequemes Alltagskleid nähen, eine echte Mangelware in meinem Kleiderschrank. Erfahrungsgemäß empfinde ich Kleider mit einer nur leicht definierten Taille als besonders bequem und da ich zufällig eine Burda aus dem Jahr 68 mit einigen A-Linie Kleidern hatte und schon mal sehr gute Erfahrungen mit einem Burda Vintageschnitt machte, habe ich beschlossen ein Schnittmuster aus dieser Burda auszuprobieren. Ein weiteres Kriterium, das dieses Kleid unbedingt erfüllen sollte: es sollte warm sein. In meinem Stoffvorrat fand ich einen weichen, von einer Seite leicht flauschigen Wollstoff, leider in einer für ein Kleid nicht ausreichenden Menge. Lange habe ich überlegt wie ich den Stoff doch noch für das geplante Kleid verwenden könnte und letztendlich haben mich diese Bilder in der Burda


und die aktuelle, eindeutig von der Mode der 60er Jahre inspirierte Winterkollektion von Gucci


beeinflusst. (Findet ihr nicht auch, dass man zwischen den Garnituren der Pariser Mode von 1968 und den Plastronen der aktuellen Gucci Kollektion einige Parallelen erkennt?). Nun ja, was man auf dem Burdafoto nicht erkennen kann - schon damals haben die Abbildungen in der Burda nicht alle Details des Schnitts verraten - das Kleid in der Mitte, dieses mit dem Jabot, hat eine interessante Unterteilung des Vorderteils.


Das Vorderteil aus zwei unterschiedlichen Stoffen zu nähen, das war die Lösung für mein Stoffmangelproblem und ich habe mich für dieses Schnittmuster entschieden.

Aber bin ich im Nachhinein mit dieser Lösung und dem Aussehen des Kleides glücklich? Leider nicht 100%ig. Es gibt einige Kritikpunkte. 1// Ich finde das Schnittmuster nicht so gut, wie dieses von dem im Frühjahr genähtem Kleid aus der Burda von 1972. Die Ärmel sitzen nicht optimal und wenn ich die Arme bewege rutscht das Kleid tendenziell nach hinten, was bei dem hochgeschlossenen Ausschnitt nicht ganz bequem ist. 2// Auch der starke Farbunterschied zwischen den beiden verwendeten Stoffen gefällt mir nur mittel. Viel lieber hätte ich zwei Stoffe in ähnlichem Farbton, da würden die unterschiedlichen Stoffoberflächen viel besser zur Geltung kommen. 3// Mir würden auch lange Ärmel viel besser gefallen, das gab aber die vorhandene Stoffmenge leider nicht her.

Fazit: Alles in allem ein durchaus tragbares Ergebnis, mehr aber nicht. In diesem Winter wird das Kleid erstmal so getragen und dann... vielleicht wird alles noch mal getrennt und anders kombiniert, mal schauen.

Mit diesem Kleid, das irgendwie fast stellvertretend für viele meiner Näherprojekte in diesem Jahr sein könnte - nicht schlecht, aber ich habe mir stets ein bisschen mehr versprochen - verabschiede ich das Jahr 2014 und hoffe auf ein besseres 2015. Es bleibt mir noch mich bei allen Lesern meines Blogs herzlichst zu bedanken. Das Bloggen und die tolle Nähcommunity hat meinem Hobby einen ganz neuen Inhalt gegeben.

Frohes Neues! Feiert schön und kommt gut rein liebe Nähnerds!

Montag, 15. Dezember 2014

WKSA 2014 - Teil 4 & 5 ( Auwei, noch so viel zu tun!)

Heute fasse ich schon wieder zwei Termine zusammen...

Uah, es passt nicht, das muss ich ändern / Ich habe diese schwierige Stelle gemeistert und bin stolz wie Bolle! / Das sieht doch schon ganz gut aus, oder? / Ich hab ein Hängerchen und brauche Motivation!

Oah, jetzt aber schnell! / Nur noch der Saum! / Ich könnte hier nochmal nachbessern / Ich bin fertig, zeige aber noch nichts / Ich bin ein Streber und nähe jetzt noch ein Tüdeldü für meine drei Weihnachtskleider

... und muss mit Bedauern zugeben, dass ich keine Erfolgsnachrichten zu vermelden habe. Fertig bin ich noch lange nicht und leider ist auch die schwierige Stelle noch nicht gemeistert. Leider vor allem für mich, da ich im Moment nicht ganz sicher bin, ob ich es bis Weihnachten schaffen werde.

Der Teil des Kleides aus dem Karostoff ist so gut wie fertig. Der Zuschnitt war aufwendiger als sonst, da ich wollte, dass das Karomuster an allen Nähten schön verläuft. Dann musste ich noch leicht die Form der Abnäher in den Büstenteilen verändern aber im Grunde lief hier alles problemlos.
 


Ganz anders hat sich die Sache mit den Teilen aus Spitze. Hier gibt es gleich mehrere Probleme. Von der Spitze hatte ich nur 3m und das hat sich als äußerst knapp bemessen herausgestellt. Kein Spielraum für irgendwelche Probeteile oder Fehlversuche. Und das gerade bei den heiklen Teilen. Das Kleid ist ziemlich tief ausgeschnitten. Folgend muss die Spitze gut liegen. Und da sind wir schon beim zweiten Problem. Die Spitze ist zart und elastisch und dehnt sich unter dem Gewicht des Karostoffs zu sehr. Damit das Kleid gut liegt muss sie unbedingt mit einem unelastischen, durchsichtigen Stoff unterlegt werden. An dieser Stelle taucht schon das nächste Problem auf. Woher bekomme ich solchen Stoff? Ich habe in meinen Stoffvorräten gewühlt und sogar einen passenden, farbneutralen Futtertüll gefunden nur leider reicht die vorhandene Menge nicht aus.


Nachbestellen kann ich ihn auch nicht. Dieser Tüll stammt aus einem Lingerie-Set von Merckwardigh und ist separat gar nicht bestellbar. Was nun? In Berlin kenne ich keinen Laden, der solche Stoffe führt. Meine Onlinerecherche war auch nicht besonders erfolgreich. Bei Sewy habe ich einen braunen Fütertüll gefunden, aber ob die Farbe passt bin ich mir nicht sicher. Kennt ihr vielleicht Beschaffungsquellen für solche Stoffe? Ich wäre wirklich für jeden Tipp dankbar.

Sollten sich wie durch ein Wunder die genannten Probleme irgendwie lösen können, bleibt noch der Saum. Ich würde gerne die Spitzenborte nicht einfach gerade annähen sondern auf die Art, wie auf den Bildern unten. Das gefällt mir wirklich sehr.

 

Nur leider ist für ein bisschen herumprobieren keine Spitze mehr übrig. Das macht die Sache nicht wirklich einfach.

Und dann wäre noch der Cardigan, der auch noch zu nähen wäre. Das Schnittmuster habe ich gestern Abend besorgt. Dank PDF könnte ich sogar sofort anfangen, nur macht das noch Sinn? Was bringt mir die Jacke, wenn das Kleid fehlt.


Vielleicht sollte besser auf die Schnelle Plan B her. In meinem Nähzimmer liegt ein unvollendetes Kleid. Das Schnittmuster ist aus einer 60er Burda und nicht besonders kompliziert. Das sollte auf jeden Fall zu schaffen sein. Aber der Gedanke das geplante Kleid so kurz vor dem Ziel aufzugeben macht mich wirklich traurig. Kann ich es doch noch irgendwie schaffen? Eines steht aber fest: Viele haben das Nähen des Weihnachtskleides deutlich besser gemanagt.

Wie auch immer der WKSA für mich in diesem Jahr enden wird, am nächsten Sonntag werde ich mich nicht zu den Finalistinnen dazugesellen können. Schon ab kommendem Mittwoch ist bis Weihnachten bei mir jeder Tag komplett verplant. Zum Fottografieren oder Bloggen wird da keine Zeit sein. Da aber die Linkliste immer eine Woche offen ist, sehe ich gute Chancen auf real life Weihnachtsfotos. Bis dahin wünsche ich allen Mitstreiterinnen noch einen erfolgreichen Endspurt.

Dienstag, 9. Dezember 2014

Newcastle Cardigan - Pattern Hack




Schon wieder ein Newcastle Cardigan (wer keine pdf-Schnittmuster mag, kann es auch in Deutschland bestellen). Ja ich weiß, es ist langweilig. Gibt es da wirklich keine anderen Schnittmuster für Männer? Die gibt's. Aber wozu soll man sich die ganze Arbeit mit einem neuen Schnittmuster machen, wenn man aus dem schon getesteten und gut passenden durch ein paar Änderungen etwas Neues zaubern nähen kann.

Beim ersten Mal habe ich den Cardigan weitestgehend originalgetreu genäht. Diesmal habe ich an dem Schnittmuster einige einfache Änderungen vorgenommen:

1// Die Vorderteile habe ich ohne der vorderen Blende genäht
Das ging ganz einfach. An dem Vorderteil und an der Blende habe ich die enthaltenen Nahtzugaben markiert und dann entsprechend die beiden Teile aneinander gelegt.



2// Statt Schallkragen habe ich einen V-Ausschnitt mit Blende gemacht
Im Schnitt habe ich die Ausschnittlinie eingezeichnet



und für die Blende einfach einen Stoffstreifen aus gleichem Stoff wie die Ärmel und das Rückenteil - übrigens ein ganz toller, qualitativ sehr hochwertiger Romanit, der sehr schnell ausverkauft war und ich später sehr bedauert habe ihn nicht auch für ein Kleid für mich gekauft zu haben - im Schrägenfadenlauf zugeschnitten.




3// Die Vorderteile habe ich nicht mit Belegen verstürzt, sondern sie gedoppelt
Ich hab mich für diese Art der Verarbeitung entschieden, weil der Stoff aus dem die Vorderteile gemacht sind, dünner als der Romanitstoff war. Ein netter Nebeneffekt ist jetzt die schöne Innenseite des Cardigans.


In diesem Jahr läuft mein Hobby vollkommen asynchron: ich nähe ständig wetterunpassend und blogge über Genähtes erst nach Wochen oder gar Monaten. Auch diesen Cardigan habe ich schon im Frühjahr genäht. Der Beschenkte hat sich damals sehr gefreut. Ob dieses Teil noch immer gerne getragen wird? Ich muss nachfragen. Leider - da will ich euch nicht belügen - werden derzeit keine Bilder an dem Mann kommen. Es fehlen im Moment einfach die Gelegenheiten dazu, die Fotos zu machen. Aber das Schnittmuster ist wirklich gut und wenn man die Suchmaschine ein bisschen bemüht, findet man viele schöne und inspirierende Beispiele im Netz.

Schon vorzeiten habe ich diesen Post angefangen und wollte ihn bei Saison HerrMann von wollixundstoffix verlinken. Monate vergingen, aus Saison HerrMan wurde (Monats-) HerrMann aber dieser Post hat das Entwurfsstadium nicht verlassen. Und auch jetzt bin ich wieder zu spät. Frau wollixundstoffix ist so fix, dass sie seit letztem HerrMann am Freitag schon zwei neue Posts veröffentlichte und arbeitet bereits tatkräftig an einer neuen, äußerst coolen Jacke für den Mann. Der Dezember'14 HerrMann ist also schon Schnee von gestern - ich verlinke den Cardigan trotzdem noch!

Donnerstag, 4. Dezember 2014

WKSA 2014 - Teil 3 (Erst wägen, dann wagen!)

Ach du meine Güte, es naht schon der nächste WKSA Termin! Was war nochmal das Thema des 3. Weihnachtskleid-Sew-Along Treffens?

Ich bin in Stimmung, erste Nähte sind gemacht! / Endlich hab ich angefangen / Probemodell sitzt, ich kann den richtigen Stoff zuschneiden / Ich bin ein Streber und nähe jetzt mein zweites Weihnachtskleid / Plätzchenessen ist doch irgendwie auch Nähen, oder

Es stimmt! Ich bin in Stimmung (nur leider mit sehr wenig Zeit zum Nähen und Bloggen). Nichts motiviert so sehr, wie gute Zuschauerquoten und die sind irgendwie garantiert wenn über 150 Frauen zusammen Weihnachtskleider nähen :). Also hochmotiviert hab ich angefangen direkt nachdem mein letzter WKSA-Post veröffentlicht wurde.


Da ich wirklich nicht wusste, welches Kleid ich nähen soll, verlief der Nachmittag ziemlich chaotisch. Angefangen habe ich mit der Suche des passenden Schnittmusters für das Louis Vuitton inspiriertes Kleid. Recht schnell stellte ich fest, dass Burda in regelmäßigen Abständen Schnittmuster für Kleider im Lingerie-Look rausbringt. Nicht mal eine halbe Stunde habe ich gebraucht, um mindestens zehn potenzielle Schnittmusterkandidaten für mein Kleid zu finden. Vielleicht ist das nicht ganz schlüssig, aber diese Tatsache hat mich so sehr beruhigt, dass ich angefangen habe das Vogue Schnittmuster, also das Schnittmuster für das andere Kleid, zu kopieren. Die Überlegungen welche Größe ich da wohl brauchen werde und das Abpausen der vielen Teile hat einige Zeit in Anspruch genommen und nachdem ich damit fertig war, schien mir der Schnitt so kompliziert, dass ich mich wieder der Burda Schnittmusterwahl gewidmet habe. Ich hab mir die zuvor getroffene Vorauswahl noch einmal angeschaut, mich schließlich für ein Schnittmuster entschieden und diesen auch sofort kopiert. Noch am gleichen Abend nähte ich ein Probemodell. Es war schon tiefste Nacht als ich damit fertig war und zu diesem Zeitpunkt könnte ich auch Pyjamahose und ein 10 Jahre altes T-Shirt zu Weihnachten tragen. Ich wollte nur noch ins Bett, sonst war mir alles egal. Die nächsten Tage gab es zum Nähen keine Zeit. Erst letzten Sonntag konnte ich mich wieder ein wenig dem Weihnachtskleid-Thema widmen. Hier kurz zusammengefasst die Erkenntnisse:

// Donna Karan Kleid [Vogue 1409]
An die amerikanischen Schnittmuster werde ich mich wohl nie gewöhnen. Kreise, Quadrate, Dreiecke. Ich frage mich immer, wie soll man die vielen kleinen Passzeichen auf den Stoff übertragen. Viel lieber mag ich die Schnittmuster ohne Nahtzugaben, die kann man viel einfacher abändern. Das einzig Gute an den Nahtzugaben ist, man kann die Papierschnittteile einfach zusammenstecken und die Passform ein wenig überprüfen.


Meiner lieben Assistentin passt der Schnitt ziemlich gut. Für mich ist leider die Abnäherposition nicht ganz optimal. Und das ist die Tücke dieses Schnittmusters. Normalerweise lässt sich die Abnäherverlegung unkompliziert durchführen, nicht aber bei diesem Schnittmuster. Hier ist der Abnäher sehr raffiniert in ein Schnittteil integriert, das sich bogenförmig um die Taille legt. Man braucht Zeit und Ruhe um zu schauen, wie das zu Lösen wäre. Diese Tatsache und der Fakt, dass mir immer noch der Stoff für die Ärmel fehlt, spricht gegen das Kleid.

// Louis Vuitton inspiriertes Kleid [Burda 4/2005 Mod. 110/111]
Ich habe von euch einige Tipps bekommen, welche Schnittmuster sich für dieses Kleid eignen könnten. Vielen Dank dafür. Frau Neu Näht hat Vogue 9015 empfohlen. Toller Schnitt! Nur leider müsste ich den bestellen, was zeitlich wahrscheinlich nicht hinhauen würde. Januarkleider hatte für mich eine Schnittempfehlung aus der Burda 3/2004. Ebenfalls ein schöner Schnitt, der meinem Inspirationskleid wirklich sehr ähnelt und den ich auch auf meine Vorauswahlliste aufgenommen habe. Schließlich habe ich mich jedoch für ein Kleid aus der Burda 4/2005 entschieden. Der entscheidende Grund dafür war, dass das Schnittmuster in zwei Versionen vorhanden war, als ein Trägerkleid in Lingerie-Look und als ein Hochzeitskleid mit Spitze.



Meine Idee ist eine kurze, ärmel- und godetlose Version des Brautkleides zu nähen. Obwohl ich ganz skeptisch war, ob ich einen solchen Schnitt überhaupt tragen kann, hat mich das Probemodell positiv überrascht und ich kann mir jetzt wirklich vorstellen dieses Kleid zu nähen und auch zu tragen.



Ganz problemlos sehe ich dennoch auch dieses Projekt nicht. Ich habe noch nie etwas mit Spitze genäht. Den Ausschnitt wird die Bogenkante des Spitzenstoffes verzieren, aber wie soll ich die Armausschnittkante verarbeiten? Und dann muss noch das Jäckchen genäht werden. Viel zu tun also und die Zeit dafür immer knapper. Ich mache mich lieber an die Arbeit!