Dienstag, 26. Januar 2016

UFO-Abbau: Istzustand

Ich habe das Gefühl, dass sich bei mir immer mehr unbeendete Sachen ansammeln und die Frage nach dem Warum beschäftigt mich in letzter Zeit immer mehr.

Manchmal, aber zum Glück wirklich sehr selten, stelle ich fest, dass etwas nicht so wird wie gedacht und gefällt oder passt mir nicht besonders. Dann verliere ich die Lust aufs Weitermachen. Teilweise bleiben bei mir Sachen liegen, weil ich nicht schnell genug vorankomme und plötzlich keine Aussicht mehr besteht, dass ich das Stück noch tragen kann bevor das Wetter umschlägt. Ebenso oft kommt es vor, dass ich beim Nähen an einen Punkt komme, wo ich nicht weiß, wie es weiter gehen soll. Es kann sich dabei um eine Entscheidung bezüglich des endgültigen Aussehens handeln, Anpassungsschwierigkeiten oder auch Unentschlossenheit, was die Verarbeitung betrifft. Wie auch immer, das angefangene Projekt wird weggelegt und Neues angefangen. Die Kleiderwunschliste ist immer lang genug. Die vielen Nähblogs in meinem Reader, die Nähzeitschriften und gefühlt tausend andere Quellen sorgen ununterbrochen für neue Achs und Ochs. Neue Pläne werden geschmiedet, neue Stoffe eingekauft und das Angefangene bleibt liegen. Zuerst noch in der Sicht- und Reichweite, um dann nach einiger Zeit sorgfältig eingepackt auf dem Irgendwann-Mal-Stapel zu verschwinden.

Ich will keine selbstauferlegte Verbote. Und gegen ein wenig Spontanität und Träumerei ist, finde ich, nichts einzuwenden. Aber ein kleines Ziel zu definieren, das zu erreichen ist, kann ebenso zufriedenstellend und motivierend sein. Darum habe ich mir für dieses Jahr vorgenommen meine angefangen Nähprojekte nach und nach zu beenden.

Als ich über die UFO-Abbau Aktion von Muriel erfahren habe, dachte ich zuerst: perfekt! Dann habe ich gesehen, dass die Aktion schon am 05.02. endet und bekam Zweifel. Kann ich in der kurzen Zeit etwas fertigstellen, oder statt Erfolg und gutem Gefühl wird das wieder ein Fiasko, wie damals der Herbst-Jacken-Sew-Along 2014 oder der Film und Serien Sew Along. Ich zögerte. Jetzt habe ich mir doch noch etwas überlegt und möchte verspätet dazustoßen und bei dem UFO-Abbau-Sewalong mitmachen.

Es gibt bei mir einen Korb, in dem alles liegt, das ich für das Projekt an dem ich gerade arbeite brauche. Soweit die Theorie. Die Praxis sieht dann so aus:


Der Korb quillt über. Darin liegen:

1// Seit mindestens einem Jahr ein fast fertiger Rock. Die Seitentaschen sind genäht, die aufwendigen Paspeltaschen hinten auch. Sogar der Rockschlitz ist fertig und mit Futter verstürzt.
Warum noch nicht fertig? Ich hatte Schwierigkeiten den Rock anzupassen. Der Stoff, eine Viskose/Seiden/Leinen-Mischung auf der rechten Seite mit goldener Farbe übermalt und in Wirklichkeit viel schöner als auf den Fotos, ist locker gewebt und gibt leicht nach. Aufgrund dessen klaffen die Seitentaschen unschön auf, obwohl der Rock an sich nicht zu eng ist.

2// Ein alter Bekannter, mein Weihnachtskleid, an dem ich seit zwei Jahren immer wieder bastle. Oben mittlerweile komplett fertig. Die Spitze im De­kolle­té ist mit Seide unterlegt (Mann war das Arbeit!), der Reißverschluss ist eingenäht. Das Kleid ist vollständig gefüttert. Es fehlt nur noch der Saum.
Warum noch nicht fertig? Ich konnte mich nicht entscheiden, wie ich die Spitze annähen soll. Die zwei Bilder oben zeigen meine Überlegungen und um ehrlich zu sein kann ich immer noch nicht sagen, welche Form mir besser gefällt. Leider ist auf den Bildern hier nicht zu erkennen, welchen Einfluss die Durchsichtigkeit der Spitze auf den Gesamteindruck hat. Gerade im Fall, wo die Spitze unten breiter ist, fällt das stark ins Gewicht.

3// Seit Kurzem wieder ein Kleid, das ich 2014 angefangen habe und eigentlich hatte ich nicht vor mit der Fertigstellung auf die nächsten Winterspiele zu warten. Das Oberteil ist fast fertig und der Rock zugeschnitten. Das Kleid soll gefüttert sein und da ist noch nichts passiert.
Warum noch nicht fertig? Der Frühling ist gekommen bevor das Kleid fertig war. Die Gefahr ist auch jetzt wieder groß ;)

4// Eine Jacke die ich während der anNÄHerung im letzten Jahr genäht habe. Hier fehlt nur der Bund aber...
Warum noch nicht fertig? Die Unterseite der Steppnähte sieht fürchterlich aus. Oben auf dem Bild sieht man, wie die Manschetteninnenseite aussieht. Im Bereich, wo die Jacke abgefüttert ist spielt das keine Rolle, aber beim Revers, den Manschetten und dem Bund stört mich das unschöne Steppbild. Das muss nachgebessert werden. Leider kommt meine Nähmaschine mit dem dickem Garn nicht zurecht und ich überlege jetzt, wo man in Berlin eine Industriemaschine benutzen kann. Habt ihr vielleicht eine Idee? Ich könnte mir vorstellen, dass sogar eine robuste nicht elektronische Maschine ausreichend wäre.

5// Seit letzter anNÄHerung liegen noch zwei kleine Stoffreste im Korb. Ich habe mir für die anNÄHerung ein neues Kleid genäht, das eigentlich noch eine optionale Schluppe aus dem gemusterten Kleiderstoff bekommen soll. Und aus dem Seidenchiffon wollte ich für das Kleid eine große Blume nähen.
Warum noch nicht fertig? Einfach nur Zeitmangel.

Ich mache mir keine Vorgaben, was am Ende des Sew Alongs fertig seien soll, hoffe aber, dass es mir gelingt den Korbinhalt deutlich zu verkleinern. Aber womit soll ich anfangen, was meint ihr?

Freitag, 22. Januar 2016

anNÄHerung Bielefeld 2016

Die Bielefelder anNÄHerung braucht mit Sicherheit keine Werbung mehr. Die fast 40 Plätze sind im Nu vergeben und die Warteliste ist lang. Die meisten sind zum wiederholten Mal dabei (was eigentlich schon alles sagt) und wissen mittlerweile was sie erwartet: ein quirliges und fast schlafloses Wochenende, das immer viel zu schnell zu Ende ist. Und am Schluss meint jede das eine oder andere Stoffschätzchen noch unbedingt brauchen zu müssen obwohl der eigene Stofflager überquillt und die schon sowieso ellenlange ToSew-Liste ist wieder gewachsen.

Ich möchte mich nicht nur bei MamaMachtSachen, drehumdiebolzeningenieur und alle-wuensche-werden-wahr für die tolle Idee und fortlaufende Organisation herzlich bedanken sondern auch Buntekleider und Mema ein dickes Dankeschön sagen für den herzlichen Empfang, das Abholen vom Bahnhof und auch wieder Hinbringen. Und ebenso Danke an alle für die vielen schönen und auch lustigen Momente und die großartige Atmosphäre.

Wenn ihr mehr über das Wochenende erfahren wollt, MamaMachtSachen sammelt in ihrem Blog alle Berichte.

So schön das gemeinsame Nähen auch ist, die Arbeiten im Vorfeld, sprich entscheiden was man an dem Wochenende nähen möchte und alles vorbereiten, stressen mich immer total. Meine Arbeitsweise sieht normalerweise, wenn ich zuhause nähe, ganz anders aus. Viele Details entscheide ich oft erst während des Nähens und eigentlich ist bei mir nie von Anfang an jedes Teil zugeschnitten und versäubert.

Und in diesem Jahr war alles noch schlimmer als es sonst schon ist. Ich wollte eigentlich einen Frühjahrsmantel aus kariertem Stoff nähen, habe zwei Schnittmuster abgepaust und auf die Schnelle ein Probemodell mit zwei unterschiedlichen Ärmelvarianten genäht. Das Ergebnis überzeugte mich nicht und mir blieb nichts anderes übrig als mich auf den letzten Drücker für ein anderes Projekt zu entscheiden. Für irgendwelche Schnittmustertests gab es keine Zeit mehr und ich wählte eine Rock-Bluse-Kombi, die mir nicht so passformsensibel schien. Die Zeit, die ich für den Zuschnitt des gemusterten Rockstoffes benötigte habe ich völlig unterschätzt. Ich wurde erst am Freitag um 3Uhr in der Früh fertig und war sehr skeptisch, ob mir der Rock überhaupt gefallen wird. Das ist mein Steckbrief, der auch erst spät in der Nacht entstanden ist.


Die Idee für die Kombi ist schon im letzten Sommer entstanden. Ungefähr vor einem Jahr als ich einige Stoffe bei alfatex bestellte ist ein ganz kleines Reststück Seide (der obere Stoff auf meinem Zettel) im Warenkorb gelandet, ohne dass ich wusste was daraus entstehen könnte. Als ich dann wenig später die Sommerkollektionen von Prada und Miu Miu sah, hatte ich richtig Lust auf einen Mustermix bekommen und als ich dann bei Hüco die anderen zwei Stoffe entdeckte, hat sich die Idee langsam konkretisiert.

Bildquelle: Runway Miu Miu FS2015; mytheresa Onlineshop
Ein Bleistiftrock mit Falten im Vorderteil (Nr. 123 aus Burdastyle 11/2013) schien mir als Vorlage für den Rock perfekt. Wie man sich manchmal täuschen kann. Bei der ersten Anprobe stellte sich heraus, dass die Falten den Musterverlauf stören und auch nicht besonders gut liegen, wahrscheinlich weil der rote Stoff eher wie ein Strickstoff fällt und auch ziemlich dick ist. Zum Glück hat prüfender Blick von Mema und anschließende Hilfe beim Abstecken schnell zu einer Alternativlösung geführt und am Samstagabend war bis auf den Saum mein Rock fertig.


Die folgenden Foto sind schon zuhause entstanden und ich konnte mich diesmal wirklich nicht entscheiden welche ich zeigen soll. Ihr mögt mir bitte die Bilderflut verzeihen!






Die Bluse habe ich an dem Wochenende gar nicht angefangen - bis Sommer ist ja noch ein wenig Zeit :) - und am Sonntag beschäftigte ich mich stattdessen mit einem anderem Rock, den ich als Ersatzprojekt eingepackt habe.

Obwohl ich beim Zuschnitt sehr skeptisch war, gefällt mir der fertige Rock sehr. Den Musterverlauf finde ich sehr schön und der Rock sieht interessant aus, nur ein Kombinationswunder wird er sicher nicht werden. Im Moment habe ich wenig Ideen wie ich ihn kreativ kombinieren könnte, mal schauen ob sich das noch ändert. Fällt euch vielleicht etwas ein, wie man ihm außer mit schwarzem T-Shirt kombinieren könnte?