Insgeheim habe ich gehofft, dass das Kleid für Silvester fertig sein wird, aber der Weihnachtsbesuch ist erst am Sonntag abgereist und am Montag ist das Wetter so schön geworden, dass ich keine Lust hatte mich an die Nähmaschine zu setzten. Stattdessen habe ich einen schönen Spaziergang durch das schneebedeckte Hansaviertel gemacht und einige Fotos von meinem Ersatzweihnachtskleid gemacht.
Das schlussendliche Aussehen dieses Kleides ist eine Aneinanderreihung von Zufällen. Ich wollte mir ein bequemes Alltagskleid nähen, eine echte Mangelware in meinem Kleiderschrank. Erfahrungsgemäß empfinde ich Kleider mit einer nur leicht definierten Taille als besonders bequem und da ich zufällig eine Burda aus dem Jahr 68 mit einigen A-Linie Kleidern hatte und schon mal sehr gute Erfahrungen mit einem Burda Vintageschnitt machte, habe ich beschlossen ein Schnittmuster aus dieser Burda auszuprobieren. Ein weiteres Kriterium, das dieses Kleid unbedingt erfüllen sollte: es sollte warm sein. In meinem Stoffvorrat fand ich einen weichen, von einer Seite leicht flauschigen Wollstoff, leider in einer für ein Kleid nicht ausreichenden Menge. Lange habe ich überlegt wie ich den Stoff doch noch für das geplante Kleid verwenden könnte und letztendlich haben mich diese Bilder in der Burda
und die aktuelle, eindeutig von der Mode der 60er Jahre inspirierte Winterkollektion von Gucci
beeinflusst. (Findet ihr nicht auch, dass man zwischen den Garnituren der Pariser Mode von 1968 und den Plastronen der aktuellen Gucci Kollektion einige Parallelen erkennt?). Nun ja, was man auf dem Burdafoto nicht erkennen kann - schon damals haben die Abbildungen in der Burda nicht alle Details des Schnitts verraten - das Kleid in der Mitte, dieses mit dem Jabot, hat eine interessante Unterteilung des Vorderteils.
Das Vorderteil aus zwei unterschiedlichen Stoffen zu nähen, das war die Lösung für mein Stoffmangelproblem und ich habe mich für dieses Schnittmuster entschieden.
Aber bin ich im Nachhinein mit dieser Lösung und dem Aussehen des Kleides glücklich? Leider nicht 100%ig. Es gibt einige Kritikpunkte. 1// Ich finde das Schnittmuster nicht so gut, wie dieses von dem im Frühjahr genähtem Kleid aus der Burda von 1972. Die Ärmel sitzen nicht optimal und wenn ich die Arme bewege rutscht das Kleid tendenziell nach hinten, was bei dem hochgeschlossenen Ausschnitt nicht ganz bequem ist. 2// Auch der starke Farbunterschied zwischen den beiden verwendeten Stoffen gefällt mir nur mittel. Viel lieber hätte ich zwei Stoffe in ähnlichem Farbton, da würden die unterschiedlichen Stoffoberflächen viel besser zur Geltung kommen. 3// Mir würden auch lange Ärmel viel besser gefallen, das gab aber die vorhandene Stoffmenge leider nicht her.
Fazit: Alles in allem ein durchaus tragbares Ergebnis, mehr aber nicht. In diesem Winter wird das Kleid erstmal so getragen und dann... vielleicht wird alles noch mal getrennt und anders kombiniert, mal schauen.
Mit diesem Kleid, das irgendwie fast stellvertretend für viele meiner Näherprojekte in diesem Jahr sein könnte - nicht schlecht, aber ich habe mir stets ein bisschen mehr versprochen - verabschiede ich das Jahr 2014 und hoffe auf ein besseres 2015. Es bleibt mir noch mich bei allen Lesern meines Blogs herzlichst zu bedanken. Das Bloggen und die tolle Nähcommunity hat meinem Hobby einen ganz neuen Inhalt gegeben.
Frohes Neues! Feiert schön und kommt gut rein liebe Nähnerds!