Montag, 15. April 2013

Plan B

Wenn ich mir einmal etwas in den Kopf setze, dann kommt es da so schnell nicht wieder raus. Diesmal sollte es für mein Frühjahrsprojekt drei Blusen und ein Rock, ein gerade geschnittener, knielanger Rock sein, der in der Hüfte nicht ganz eng sitzt. Nachdem die Idee geboren war, oder ehrlicher gesagt von der neusten Marc by Marc Jacobs Herbst 2014 Kollektion abgeguckt inspiriert, und der Stoff schon zu Hause lag, ging es wie immer an die Suche des passenden Schnittmusters. Das ist genau die Stelle, an der ich als Datenbankspezialistin immer denke, es müsste doch in heutiger Zeit eine Möglichkeit geben, schnell nach einem bestimmten Schnittmuster suchen zu können. Wenn man paar Jahre näht, sammelt sich einiges an verschiedenen Einzelschnittmustern und Nähzeitschriften. Die "analoge" Form des Suchens (Blättern in den Zeitschriften) macht zugegebenermaßen Spaß, kostet aber viel Zeit, die einem leider oft fehlt.

Aber zurück zu den Schnittmustern, zwei habe ich ausgewählt, einmal das Modell 130 aus der Burda 4/2011 und dann noch das Modell 113, auch aus einer April Ausgabe, diesmal von 2009. Hier eine Gegenüberstellung der beiden Schnittmuster zuerst als technische Zeichnungen und dann ein Vergleich der Abbildungen aus den Heften.

Links Burda 4/2011 Modell 130, rechts Burda 4/2009 Modell 113

Das linke Foto hätte mir Warnung genug sein müssen. Da aber auf dem rechten - KLARE SACHE - nichts zu erkennen war und ich von einen Rock mit einer Mittelnaht hinten träumte, der im Optimalfall vorne nur eine Falte an jeder Seite haben sollte, habe ich alle Warnzeichen missachtet und mir eingeredet, dass die Ursache für den schlechten Rockfall, der auf dem Foto deutlich zu erkennen war, der komische, steife Stoff ist. So habe ich mich für das linke Modell entschieden und bis zu der ersten Anprobe lief auch alles glatt. Ist ja meistens so :). Das änderte sich rapide als ich den halbfertigen Rock angezogen habe und mich im Spiegel sah.


Ich betrachtete mich von allen Seiten und versuchte mir einzureden, dass das gut aussieht. Ich redete zu mir selbst. 'Du mit all deiner Pin­ge­lig­keit, was hast du denn wieder daran auszusetzen, sieht doch prima aus'. Doch die zweite Stimme, die unentwegt sagte, eng direkt unter der Taille dann bauscht sich die Falte undefiniert, sieht doch sch**** aus, siehst du es nicht, ließ sich nicht vertreiben. Bevor ich mich jedoch geschlagen gab, habe ich noch alle möglichen Varianten ausprobiert. Falten nicht gebügelt, Falten gebügelt, nicht festgesteppt, etwa eine Handbreit zugesteppt und dann mit einer langen Naht gesichert, alles ohne sichtbare Verbesserung. Mit dem Schnitt war nichts zu machen. Plan B musste her... Es lag nahe, einen zweiten Blick auf das andere Schnittmuster zu werfen.

Vielleicht hab ich doch noch ein bisschen Glück in dem ganzem Desaster. Die vordere Rockbahn des zweiten Schnittmusters ist schmaler (sieht man sogar, wenn man die beiden technischen Zeichnungen vergleicht), also könnte ich den Rock umarbeiten, vorausgesetzt der zweite Schnitt ist besser. So mutig, den richtigen Rock direkt zu ändern war ich nicht mehr. Eine alte Bettwäsche wurde geopfert, aus der ich die vordere Rockbahn des anderen Schnittes probeweise zugeschnitten habe. Zusammengebastelt sieht der Rock jetzt so aus.


Deutlich besser, oder? Jetzt bin ich zuversichtlich, dass der er bald fertig wird. Mal sehen, wie es mit meinem Frühjahrsprojekt voran geht - hoffentlich läuft bei der nächsten Bluse alles besser :)

8 Kommentare:

  1. Liebe Yvonet,
    besser, viel besser, du hast völlig recht.
    Warum erstellst du dir nicht einen eigenen Rockschnitt. Es ist so einfach und so hilfreich. Wenn ich nicht an der Technik scheitern würde hatte ich das Prinzip schon mal im Blog erklärt. Wenn du willst maile ich es dir. Melde dich dann.
    Gruß Mema

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Mema, du hast völlig recht, ich müsste nicht nur den eigenen Rockschnitt erstellen, sondern mich auch insgesamt mehr der Schnittkonstruktion widmen. Und doch irgendwie kann ich es nicht lassen die Schnittmuster aus den Nähzeitschriften auszuprobieren :).
      Ich bin immer für Wissenstransfer, egal welcher Art. Wäre doch schön, wenn ich dir ein bisschen bei der Technik helfen könnte, und du würdest das Posten können. Ich schreibe dir eine Mail, aber erst nach meinem Kurzurlaub.
      Viele schöne Grüße
      Yvonne

      Löschen
  2. Hallo Yvonet,
    das kenn ich so gut: der Fehler ist da, ist sichtbar und man versucht es immer wieder, es noch irgendwie hinzubekommen und es endet jedesmal in einem neuen Anlauf, weil wir ja schon ein bisschen perfektionistisch sind, oder? Das Gefühl, wenn man sich dann erst mal überwunden hat und dann mit einem perfekt sitzenden Teil belohnt wird, ist aber auch unübertroffen gut!
    Liebe Grüße
    Claudia

    AntwortenLöschen
  3. Hallo Yvonet!
    Ja klar, dein zweiter Versuch ist auf jeden Fall besser! Dann hoffe ich, dass das mit dem 'Umbauen' auch klappt! Man muss auch mal Glück haben! :)

    Ps: Auch frage ich mich ob die 'Datenbankspezialistin' womöglich noch neue Möglichkeiten für die Multimedia-Näherei austüfteln wird. ;)

    Liebe Grüße
    Immi

    AntwortenLöschen
  4. Hallo Yvonne,
    der zweite Versuch sieht natürlich deutlich besser aus! Der erste wirkte fast schon wie ein Ballonrock.
    Zum Schnitte finden: Ich sammle ja seit 2005 alle Burda-Ausgaben. Diese sind Halbjahresweise in Zeitschriftenordner abgeheftet. Damit ich nicht alle Hefte, auf der Suche nach einem bestimmten Schnitt, aus dem Regal zerren und durchblättern muss, habe ich jeweils die technische Modellübersicht (auf den ersten beiden Seiten des Anleitungsheftes)kopiert/abfotografiert und chronologisch auf dem PC abgespeichert. So habe ich in max. 10min. alle Schnittmuster bis 2005 durchgesehen, dass geht wesentlich schneller, als in den einzelnen Heften suchen zu müssen. Mit meinen Knipmode-Heften müsste ich es eigentlich auch noch machen, da haben sich in den vergangenen Jahren auch schon so viele Hefte angesammelt.
    Vielleicht wäre das auch ein System für Dich.

    Liebe Grüsse von Sabine

    Liebe

    AntwortenLöschen
  5. mh, irgendwie finde ich es hier von burda übertrieben kompliziert gedacht, bei einem so hoch in der taille sitzenden rock einen bund anzusetzen. ich habe zwei extrem gut sitzende burda-rockschnitte, die hoch in der taille ohne bund sind, dafür aber einen innen-besatz haben.
    deine änderung sieht aber gut aus, ich drück die daumen!
    liebe grüße
    mimi

    AntwortenLöschen
  6. Das kenne ich ... komm, sieht doch gut aus, musst nicht immer so pingelig sein, bla bla ... DAS sind dann die Sachen, die ungetragen im Schrank versauern und Jahre später entsorgt oder umgearbeitet werden.
    Ich guck mir die Modellfotos inzwischen sehr genau an und wenn der Fall dort schon unmöglich ist ... Finger von lassen. Die zweite Variante gefällt mir schon ganz gut :-)

    AntwortenLöschen
  7. Zum Thema Schnittmustersuche:
    Betreffs der Burdaschnitte liebe ich die Übersicht die osinka.ru regelmässig aufgestellt und archiviert hat. ( http://www.osinka.ru/Zhurnaly/2013/ ). Leider, leider ist es damit jetzt auch vorbei, wie mir Julia mitgeteilt hat (ich selbst spreche kein Wort russisch): Burda hat es schlicht verboten, dass diese Übersicht weiterhin gepflegt wird. Immer dieser Mist mit den Rechten! :(

    AntwortenLöschen