Dienstag, 15. Januar 2013

SWAP 12/13 - Diesmal kein UFO

Nicht das ich zu den grünen Männchen einen guten Draht hätte, aber kennen tue ich sie schon. Einige bewohnen meinen Kleiderschrank, andere wiederum bevorzugen die Dunkelheit meiner Abstellkammer, es gibt aber auch welche die ganz dreist ständig neben meiner Couch hocken. Manche sind tatsächlich grün, manche wirklich nicht identifizierbar, doch eins haben sie alle gemeinsam, sie sind unvollendet. Ich bin mir sicher, dass jede Näherin sie kennt, die UnFertigenObjekte, in den englischsprachigen Nähsphären auch unter dem Namen "UnFinished Objects" bekannt.

Meine bis jetzt noch sehr bescheidene SWAP-Kollektion hat schon drei solche Kandidaten. Ich versuche zwar ständig Kontakt mit ihnen aufzunehmen, aber leider sind unsere Sende- und Empfangsfrequenzen immer noch nicht synchron. Und da ich nicht warten konnte wollte, bis sich unsere Kommunikation bessert, habe ich beschlossen ein neues, kurvenreiches Projekt zu beginnen.


Nein, nein, ich hab nicht angefangen zu malen. Aber vielleicht hat mich das Bild unbewusst bei der Schnittmusterwahl beeinflusst. Ich fühle seit einiger Zeit seltsame Schwingungen in meiner Wohnung... kann aber auch sein, dass das nur undichte Fenster des Altbaus sind. Dafür würden auf jeden Fall die hohen Heizkosten sprechen.

Na jedenfalls als ich die Bilder meines SWAP-Januarberichts betrachtete, musste ich traurig feststellen, dass mein liebes Püppchen mit dem neu dazugekommenen Bolero recht nackt aussieht. Ein Kleid muss her, dachte ich, und da auf meiner SWAP-Todo-Liste zufälligerweise (oh, schon wieder die Schwingungen) das Kleid stand, das Burda zusammen mit dem Bolero präsentierte, war ich mir ziemlich sicher, dass sie miteinander kompatibel seien werden und machte mich an die Arbeit. Ich war auch sehr motiviert und wollte eigentlich schon Mitte letzter Woche das Ergebnis zeigen (bloß kein UFO diesmal), nur leider wurde ich durch das eine oder andere ein wenig ausgebremst. Aber alles schön Reihe nach (aber von hinten beginnend)... also zuerst das fertige Kleid.


Kein UFO, das ist schon mal gut. Nicht so gut ist, dass es das einzige einigermassen rauschfreie Foto ist, das ich gemacht habe. Nach diesem wirklich ersten Foto habe ich wie von Geisterhand (???) meine Kamera von manuell auf Automatik umgestellt, und sie wiederum hat ganz von alleine erkannt, dass der Januar in Berlin ziemlich dunkel seien kann und den ISO-Wert auf 1000 erhöht. Und so sind rauschende (hier ist leider nicht großartig gemeint) Bilder entstanden. Sollte sich jemand stark für das Bildrauschen interessieren einfach hier oder hier weiterlesen ich dagegen will das Schnittmuster ein wenig besprechen.

Es ist das Kleid 121 aus der Burda 9/2012. Meiner Meinung nach ist dieses Kleid die Burda-Interpretation des berühmten und nicht weniger kontroversen Stella McCartney Miracle Dress. 


Ich habe mich aber für dieses Modell in erster Linie nicht wegen des wundersam verschmälernden Effekts entschieden (hätte ich eigentlich auch nichts dagegen, nur der aufmerksame Betrachter wird bemerkt haben, dass meine Version des Kleides außen heller ist und dadurch sich die optische Täuschung nicht so recht einstellen will), sondern in dem Schnitt habe ich eine schöne Möglichkeit gesehen, zwei "gute" Seiten eines Stoffes kombinieren zu können. Solch einen Stoff hatte ich nämlich seit längerem in meinem Stoffvorrat liegen. Der Stoff (Punta de Roma Jersey), den ich vor circa einem Jahr bei Alfatex gekauft habe, hat zwei ganz unterschiedliche Seiten. Die eine Seite (Viskose/Poly) ist hellblau und ganz glatt (leichtes Neoprenanzug-Feeling), die andere Seite (Baumwolle) ist hellgrau und rau (leichtes Frotteehandtuch-Feeling). Übrigens finde ich den Schnitt nicht nur vorne sondern auch auch hinten interessant. Der Abnäher hat hier die Form einer Prinzessnaht was die Taille schön betont.


Die Schwierigkeiten, die ich beim Nähen hatte, sind ehe dem Stoff als dem Schnitt zuzuschreiben. An dem Schnitt (ist ein Kurzgrößenschnitt), den ich in Größe 20 zugeschnitten habe (der Schnitt fällt nicht groß aus, also sollte man sich an die Burda-Masstabelle halten), habe ich folgende Änderungen gemacht:
- vorne im Taillenbereich habe ich die Kurve ein wenig verändert, sodass sie besser meiner Figur entspricht
- im oberen Rückenbereich am Reißverschluss habe ich ca. 4cm weggenommen
- vorne oberhalb der Brust war mir das Kleid auch zu weit und ich musste es enger machen


Ich habe kein Probekleid genäht, also konnte ich einige Passprobleme nachträglich nur schwer bis gar nicht beseitigen. Die Seitennaht in meinem Kleid geht leicht nach vorne, ein Zeichen dafür, dass ich eine Hohlkreuz-Korrektur machen müsste. Bei einem Modell ohne Taillennaht lässt sich solche Korrektur nachträglich nicht mehr durchführen.

Der Stoff war nicht einfach zu verarbeiten. Er hat wirklich zwei zusammengewebte Seiten und ist dadurch recht dick. Zuerst wollte ich das Kleid mit der Overlock nähen, aber die zusammenversäuberten Nähte waren zu dick. Also habe ich es mit der normalen Nähmaschine genäht und die Nahtzugaben auseinander gebügelt. Nur leider hielten die Nahtzugaben nicht auseinander und wellten sich, also musste ich sie fast überall mit der Hand annähen. Boh, war das Arbeit und auf der rechten Seite sieht man es auch ein bisschen.

Das Kleid ist komplett gefüttert. Ich habe leider keinen schönen, farblich passenden Stretch-Futterstoff gefunden also habe ich ein sogenanntes Wirkfutter benutzt. Da das Futter weniger elastisch war als der Stoff selbst, habe ich das Futterkleid zuerst zu eng genäht. Oh, da musste ich wirklich viel ändern. Das Futter fühlt sich auf der Haut nicht besonders angenehm an, davon bin ich enttäuscht.

Trotz aller diesen kleinen Fehler bin ich mit dem Kleid zufrieden und werde es wahrscheinlich viel tragen, wenn der Stoff sich auf dem Po nicht ausdehnt oder pillt oder sonst noch was passiert. Ich freue ich mich, dass meine kleine SWAP-Kollektion endlich Zuwachs bekommen hat.

4 Kommentare:

  1. Das ist ja wirklich ein tolles Kleid geworden. Gefällt mir super
    Irgendwie hab ich mich an das noch nicht rangetraut.
    Dir steht es ausgezeichnet.
    Schönen Abend
    Liebe Grüße Dana

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  2. Das Kleid sieht super aus und die Idee mit den zwei Stoffseiten finde ich auch genial. Es ist ein schöner dezenter Kontrast - mir sind diese extremen (Farb-) Kontraste bei so femininen, weichen Formen und Nähten manchmal ohnehin zu hart (das Stella McCartney Kleid gefällt mir z.B. gar nicht, finde ich zu "offensichtlich").
    Doch, das ist einfach schön und die Arbeit mit den Nahtzugaben hat sich gelohnt, ich sehe da auch nichts davon auf der rechten Seite. Toll!

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  3. wow, das Kleid sieht toll aus.
    lg monika

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  4. Das Kleid sieht toll aus und steht Dir auch wunderbar!
    Den Stoff habe ich auch noch in 2 Farben hier liegen und kenne daher auch die rechte und linke Seite. Deine Idee ist wirklich grossartig, da der Kontrast und die damit verbundene Wirkung nicht gar so extrem ist, was mir persönlich besser gefällt.
    Wieder ein weiteres und vollauf gelungenes SWAP-Teil!

    Liebe Grüsse von Sabine

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